Sonntag, 31. März 2013

Kurzfilm "Schwarzfahrer" // Konfliktebenen nach C. Vogler

In vorherigen Handout habe ich die Konfliktebenen nach C. Vogler kurz angerissen. Dazu mache ich normalerweise eine Analyseübung am Beispiel eines Kurzfilms oder einer Szene. Am Ende der Handouts befindet sich normalerweise eine Liste mit nützlichen Beispielfilmen.
Die Fragestellung zum Thema Konfliktebenen ist entsprechend simpel: Welche Konflikte sind zu erkennen, auf welchen Konfliktebenen laufen sie ab?

Der Kurzfilm "Schwarzfahrer" eignet sich dazu sehr gut und ist ausserdem ein ausgesprochen guter Film. Vorab noch einmal die Grafik zu den Konfliktebenen nach Christoph Vogler:

 

Und hier der Link zum Film: 


 

Eine mögliche Lösung: 

Zunächst stellt sich die Frage: Wer ist der Protagonist in diesem Film? Genau genommen ist es die ältere Dame. Wir erfahren etwas über ihre Emotionen und was sie will. Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass ein Protagonist nicht zwangsläufig sympathisch oder gut sein muss. Wir erfahren genug über die Dame um am Ende das Films Genugtuung zu empfinden, wenn der "Schwarzfahrer" den Fahrschein isst. Die Lösung ist also ein befriedigendes Ende, auch wenn es für die Protagonistin nicht gut ausgeht.

Innere Konfliktebene: emotionale Haltung zum Thema Einwanderer // Betroffenheit vom Thema
Persönliche Konfliktebene: hier nur im weitesten Sinne vorhanden. Wenn dann: ältere Dame - Schwarzfahrer
Ausserpersönliche Konfliktebene: ältere Dame - Institution, Kontrolleur


Freitag, 29. März 2013

Handout Figurenentwicklung // Archetypen // Heldenreise

Eine gute Geschichte lebt von guten Figuren. Auch hierzu gibt es interessante Modelle nach denen man sich richten kann. Hier mein Handout zum Thema Figurenentwicklung.


Der Protagonist


  • Ein Protagonist ist ein Charakter der Etwas will.
  • Der Protagonist hat ein bewusstes Ziel / Wunsch
  • Der Protagonist hat unter Umständen ein unterbewusstes in sich widersprüchliches Verlangen / einen Wunsch.
  • Der Protagonist hat die Kapazitäten seinem Wunsch / Ziel / Objekt der Begierde nachzugehen.
  • Der Protagonist muss mindestens die Chance haben sein Ziel zu erreichen.





Konfliktebenen






Charakter und Charakterisierung




Archetypen und die Reise des Helden (C. Vogler)

Archetypen


  • Held
  • Mentor
  • Schwellenhüter
  • Schatten
  • Herold
  • Gestaltwandler
  • Trickser


Reise des Helden

1. gewohnte Welt
2. Ruf des Abenteuers
3. Weigerung
4. Begegnung mit Mentor
5. Überschreiten der ersten Schwelle
6. Bewährungsproben, Verbündete, Feinde
7. Vordringen zur tiefsten Höhle
8. Entscheidende Prüfung
9. Belohnung
10. Rückweg
11.Auferstehung
12.Rückkehr mit dem Elixier



Filme:
"Jacob's Ladder", Adrian Lyne, 1990
“Schwarzfahrer”, Pepe Danquart, 1992
“Memento”, Christopher Nolan, 2000
“Jackie Brown”, Q. Tarantino, 1997
“How I Met Your Mother”, Season 1, Episode 1, Carter Bays, 200


Literatur:

„Story“, Robert McKee, Alexander Verlag Berlin
“Die Odysse des Drehbuchschreibers”, C. Vogler, (http://www.scribd.com/doc/77954617/The-Writers-Journey-Christopher-Vogler)
Selling a Screenplay: The Screenwriter's Guide to Hollywood, Syd Field, 2009
Drehbuch-Handwerk, David Howard, Edward Mabley, 1996
Handbuch der Filmdramaturgie: Das Bauchgefühl und seine Ursachen, Kerstin Stutterheim, Silke Kaiser, 2009
Story, Robert McKee, Alexander Verlag Berlin

Donnerstag, 28. März 2013

Value und Event nach Robert McKee // Figurenentwicklung für Spielfilme

Wie bereits im Handout Dramaturgie kurz angerissen unterscheidet Robert McKee unter zwei Ereignissen die einer Figur zustoßen können bzw. zwischen zwei Elementen einer Geschichte. Beide können auf den gleichen Zeitpunkt fallen, haben aber ein unterschiedliches Ergebnis.

Hier nochmal was McKee in "Story" dazu schreibt:



Den kompletten Text kann man übrigens bei scribd.com nachlesen.(Link) 

Ich habe nun nach einem guten Beispiel gesucht um den Unterschied zwischen Event und Value zu verdeutlichen. Das ganze lässt sich sehr gut am Beispiel "The Matrix" (1999) erklären. Neo trifft zum ersten Mal auf Morpheus und wird vor die Entscheidung gestellt rote oder blaue Pille.

“The Matrix”, Wachowski Geschwister, 1999
Event: Neo trifft auf Morpheus und nimmt eine Pille.
Value: Je nach dem welche Entscheidung er trifft wird die Pille sein Leben dramatisch verändern. So geschieht es ja dann auch letztendlich, nachdem sich Neo dazu entschieden hat die rote Pille zu nehmen.
Der Unterschied liegt also grundsätzlich in der Bedeutung des Ereignisses für die Figur. Um eine gute Geschichte zu schreiben, ist es notwending Ereignisse zu inszenieren, die für die weitere Entwicklung der Figur von Wert sind und die Geschichte voran bringen.

Mittwoch, 27. März 2013

Handout Dramaturgie

Hier ein Handout, das ich für die Einführung Dramaturgie verwende. Ich suche noch nach einer sinnvollen Lösung, die Handouts auch zum Download bereit zu stellen. Auf dem Handout befinden sich natürlich Stichpunkte, aber ich glaube es bietet einen guten Überblick darüber welche Punkte für die ersten Gedanken über Dramaturgie und Storytelling wichtig sind.




5-Akt Schema


  1. Exposition
  2. Steigerung
  3. Höhepunkt (Umkehr der Glücksumstände des Helden)
  4. Retardation
  5. Katastrophe

Plotpoints

Verteilung der Plotpoints innerhalb eines Drehbuchs nach Syd Field:

"Ein Plot Point ist ein Vorfall oder ein Ereignis, das in die Geschichte eingreift
und sie in eine andere Richtung lenkt.” (Syd Field, 1979)


Suprise - Suspense - Mystery



Wendepunkte, Entscheidungen, Dilemmata (Robert McKee)


Elemente einer Geschichte



Filme:
“Stuck”, Jamie Babbit, 2001,
1ste Episode aus “New York, I love you”, Fatih Akin, 2009
2te  Episode aus “New York, I love you”, Yvan Attal, 2009
“Die Vögel”, Alfred Hitchcock, 1963
"Jacob's Ladder", Adrian Lyne, 1990
“The Matrix”, Wachowski Geschwister, 1999



Literatur:
Grundkurs Filmanalyse, Werner Faulstich, 2002
The Foundations of Screenwriting, Syd Field, 1979
Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film: Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis, Syd Field, 1994
Selling a Screenplay: The Screenwriter's Guide to Hollywood, Syd Field, 2009
Drehbuch-Handwerk, David Howard, Edward Mabley, 1996
Handbuch der Filmdramaturgie: Das Bauchgefühl und seine Ursachen, Kerstin Stutterheim, Silke Kaiser, 2009
Story, Robert McKee, Alexander Verlag Berlin




Montag, 25. März 2013

Mein Homie Aristoteles // Was ist das 5-Akt Schema?

Eines der ältesten Muster für dramatisches Erzählen ist das 5-Akt Schema. Jeder sollte das Konzept eigentlich noch aus dem Deutschunterricht kennen. Es lässt sich nicht nur auf Theaterstücke, sondern eben auch auf Film anwenden. Das Regeldrama besteht aus folgenden 5 Akten:

  1. Exposition
  2. Steigerung / Erregendes Moment
  3. Höhepunkt / Klimax
  4. Retardation
  5. Katastrophe (im Film natürlich auch ein Happy End)

Warum dieses Muster immer noch funktioniert:
Konventionen! Wie erzählt wird, was uns emotional berührt, was wir spannend finden hat viel mit Sozialisation und Konventionen zu tun. Wir haben eine gewisse Erwartungshaltung an Film und daran wie eine Geschichte erzählt sein muss. Wer dieses Muster kennt, kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer steuern und unter Umständen auch die Muster brechen.

Die Weiterentwicklung des Regeldramas ist das 3 Akt Schema nach Syd Field, dazu bald ein weiterer Post.

Das 5-Akt Schema:

Quelle: Wikipedia, Regeldrama nach Gustav Freytag, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Regeldrama_Aristoteles.jpg




Kurzfilm der Woche

Der erste Kurzfilm der Woche ist von Tom Tykwer und ist in der Kurzfilmsammlung Deutschland 09, 13 kurze Filme zur Lage der Nation erschienen.
"Feierlich Reist", T. Tykwer, 2009


Samstag, 23. März 2013

Was ist Surprise, Suspense & Mystery?

Als Vater dieses Konzepts wird Alfred Hitchcock angeführt. Es geht dabei um die Frage wie man Spannung im Film erzeugt. Um das Konzept zu erklären verwende ich meist das Beispiel einer explodierenden Bombe.

Stellen wir uns vor zwei Personen, A & B, sitzen an einem Tisch.

Surprise: 

Wir sehen A und B am Tisch sitzen und plötzlich explodiert eine Bombe. Die Explosion war sowohl für uns als auch A & B überraschend. Zuschauer und Figuren haben den gleichen Wissensstand.

Suspense:

Wir sehen A und B am Tisch sitzen und können aber die Bombe und vielleicht sogar die noch verbleibende Zeit sehen, A & B wissen jedoch nichts von der Bombe. Durch unseren Wissensvorsprung entsteht Suspense, weil wir uns fragen wie die Situation ausgehen wird.

Mystery:

Wir sehen das A & B durch eine Bombenexplosion getroffen wurden. Wir kennen das Ergebnis, wissen aber nicht wie es dazu kam. Wir fragen uns nach den Gründen. Mystery muss nicht zwangsläufig im Film geklärt werden. (whodunnit?)

Beispielfilm und Aufgabe: 


Die Aufgabe: Finde Beispiele für Surprise, Suspense & Mystery in der folgenden Szene (“Die Vögel”, Alfred Hitchcock, 1963):


Lösung:
Surprise: Erster Vogelangriff , der Zuschauer ist genauso überrascht wie die Gruppe und der Angegriffene
Suspense: auslaufendes Benzin, der Zuschauer sieht das Unglück kommen
Mystery: Was wollen die Vögel? Warum sind sie da?, der Zuschauer kennt das Ergebnis: die Vögel greifen an. Die Gründe dafür bleiben unerklärt. (Über diesen Teil der Lösung lässt sich allerdings streiten. Im folgenden Interview mit Hitchcock selbst, könnt ihr sehen weshalb)

Weiterführender Link:

Alfred Hitchcock über Surprise, Suspense und Mystery:



Skripting & Dramaturgie // Kursaufbau

Hier mein Vorschlag für den sinnvollen Aufbau eines Kurses über das Drehbuchschreiben und Dramaturgie.

Ich halte es für sinnvoll mit der Theorie der Dramaturgie zu beginnen. Sie hilft beim Entwickeln einer Drehbuchidee und auch beim Schreiben. Alle Punkte verbinde ich mit Beispielszenen oder Kurzfilmen. Eine Liste meiner Beispiele ist am Ende.

Wichtige Themen im Bereich Dramaturgie:


Die Bestandteile, die Anordnung und die Wirkung eines Dramas nach Aristoteles

Das Dreiaktmodell // Plot Points - Syd Field

Suprise - Suspense - Mystery 

● Spannungsbogen

Dramaturgische Funktion bzw. Wirkung von Wendepunkten, Entscheidungen, Dilemmata

Figurenentwicklung: Charakterentwicklung, Konfliktebenen, dramatisches Handeln (nach R. McKee)

Die Reise des Helden, die zwölf Stadien, die Archetypen (nach C. Vogler) 

Passive Helden / mehrere Helden & Hauptfiguren

Wichtige Themen im Bereich Stoffentwicklung:


Arbeitsabläufe, Strukturformeln 

Mini Workshop Ideenfindung

 ● Exposé, Treatment, Pitch

● Schreibübungen

Wichtige Themen im Bereich Skripting:

Erzählzeit, erzählte Zeit  

formale und inhaltliche Bedingungen (Aufbau / Präsentation /
Formatierungsregeln), 

Analyse und Diskussion eines Drehbuchausschnitts 

Schritt für Schritt Anleitungen (Methodisches Schreiben) 

Schreibübungen (innerer Monolog)


Literaturempfehlungen: 
www.zahns.com (Drehbücher zum kostenlosen Download)
„Story“, Robert McKee, Alexander Verlag Berlin „Die Odyssee des Drehbuchschreibers“, Christoper Vogler, Zweitausendeins 
„Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film“, Syd Field, Ullstein 
„Poetik“, Aristoteles, Reclam 
„Freistil“, Dagmar Benke, Bastei Lübbe 
„Aristoteles in Hollywood“, Ari Hiltunen, Bastei Lübbe 
„Drehbuch reloaded“ Erzählen im Kino des 21. Jahrhunderts, K. Bildhauer, UKV 
„Zum Schreien komisch, zum Heulen schön“ Die Macht der Filmgenres, Kinder/ Wiek 
„Schau mir in die Augen, Kleines“ Dialoggestaltung, Oliver Schütte, Bastei Lübbe
 „Exposé, Treatment und Konzept“, Dennis Eik, UVK
„Dramaturgie“, Ulla Mothes, UVK Verlagsgesellschaft
Fragenkatalog MDM
"Grundkurs Filmanalyse", Werner Faulstich, 2002 
"The Foundations of Screenwriting", Syd Field, 1979


Filmbeispiele: 
“Stuck”, Jamie Babbit, 2001, 
Episode aus “New York, I love you”, Fatih Akin, 2009 
Episode aus “New York, I love you”, Yvan Attal, 2009 
“Die Vögel”, Alfred Hitchcock, 1963  
"Jacob's Ladder", Adrian Lyne, 1990 
“The Matrix”, Wachowski Geschwister, 1999
“Schwarzfahrer”, Pepe Danquart, 1992 
“Memento”, Christopher Nolan, 2000 
“Jackie Brown”, Q. Tarantino, 1997 
“How I Met Your Mother”, Season 1, Episode 1, Carter Bays, 2006






Am Anfang

Ich unterrichte (bzw. habe die folgenden Kurse unterrichtet):
SAE Institute Leipzig // Kurs Skript und Dramaturgie // Vermittlung der theoretischen Grundkenntnisse zum Thema Drehbuch und Dramatugie, Workshops zur Entwicklung einer ersten Drehbuchidee

Martin Luther Universität Halle – Wittenberg // Grundkurs Medienpraxis (Seminar für den Masterstudiengang Heritage Management) // Betreuung des Moduls 3.3. Medienpraxis AV, Studentisches Soap Projekt – “wg-geeignet”

Und mir vorgenommen die Handouts, Beispiele, Texte in diesem Blog zu teilen. Zum nachlesen für Studenten und andere Interessierte, vielleicht ja aber auch für andere Dozenten, die Unterricht vorbereiten. In den nächsten Monaten werden noch die Themen Filmanalyse und Filmgeschichte hinzukommen. Zwischen den Kursinhalten plane ich auch ab und zu wichtige Themen separat aufzugreifen und sie zu besprechen.

 Wichtig: wenn etwas nicht stimmt: holla @ me! work@doraosin.de